Oscar Wilde - Ein Rausch
Maxim Gorki Theater
»Sich selbst zu lieben, ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.«
»Man hat mir schrecklich verübelt, dass ich die bösen Dinge des Lebens an meinen Tisch lud und an ihrer Gesellschaft gefallen fand. Doch von dem Standpunkt aus, von dem ich mich, auch im Leben ein Künstler, ihnen ...
»Sich selbst zu lieben, ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.«
»Man hat mir schrecklich verübelt, dass ich die bösen Dinge des Lebens an meinen Tisch lud und an ihrer Gesellschaft gefallen fand. Doch von dem Standpunkt aus, von dem ich mich, auch im Leben ein Künstler, ihnen nahte, waren sie wunderbar anregend und reizvoll. Es waren Gelage mit Panthern«, schreibt Oscar Wilde 1896 aus dem Zuchthaus, wo er wegen »widernatürlicher Unzucht« zwei Jahre Zwangsarbeit verrichten musste. In einem hundertachtzig Seiten langen Brief an seinen Liebhaber Lord Alfred Douglas, »De Profundi«, rechnet er mit dem eigenen hedonistischen Lebensprojekt ab. Mit seiner Vorstellung von einem Leben, in dem das Individuum und das Streben nach »Selbstverwirklichung« über allem steht, ist Oscar Wilde Vorläufer eines heute allgemein verbreiteten Lebensgefühls. In Werken wie »Das Bildnis des Dorian Gray« feierte er einen Traum von ewiger Jugend und Freiheit von moralischen und sozialen Bindungen, die den Entfaltungsspielraum nur einengen würden. Das Leben soll gleich einem Kunstwerk nur der Schönheit und dem Ego verpflichtet sein. Dorian Grays Schönheit wird auf märchenhafte Weise konserviert, während die Fratze der Vergänglichkeit dem Bildnis überantwortet wird. Das schaurig-schöne Fin-de-siècle-Märchen ist 105 Jahre später zur traurigen Realität geworden, in der ein Michael Jackson die Fratze am eigenen Leib manifestiert. Immer neue Tabus wurden auf diesem Weg zum absoluten Individualismus zwangsläufig gebrochen: Befreiung und Sinnverlust. Diese Sackgasse der Moderne ist auch im Leben Oscar Wildes als katastrophisches Element eingeschrieben: als Sehnsucht nach dem Untergang. Wohl wissend, dass er als praktizierender Homosexueller gegen geltendes Recht verstößt, strengt er eine Klage gegen den Vater seines Liebhabers wegen Verleumdung an, weil dieser ihn öffentlich als »posierenden Sodomiten« bezeichnet hat. Im Laufe dieses ersten von drei Prozessen, an deren Ende er zu zwei Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit verurteilt wird, werden unzählige Zeugenaussagen von Strichern gesammelt. »Sobald ich die Kräfte der Gesellschaft einmal in Bewegung gebracht hatte, machte die Gesellschaft gegen mich Front und sagte: ‘Du hast dich die ganze Zeit über meine Gesetze hinweggesetzt, und nun appellierst du an diese Gesetze zu deinem Schutz? Du sollst die ganze Schwere dieser Gesetze zu spüren kriegen.’«
- von Remsi Al Khalisi
- Bruno Cathomas Christian Sengewald Rainer Kühn Julian Mehne Thomas Müller Niels Bormann Monika Lennartz
- nach Oscar Wilde
- Regie
- Bühne York Landgraf
- Kostüme Elke von Sivers
- Musik Matthias Trippner
- mit