''Was machte Gott bevor er die Welt erschuf? Vielleicht schlief er ja. Aber was hat er dann vor dem Schlafen gemacht? Genau in dieser Frage schlägt sich die Musik von Ralf R.Ollertz nieder. Der junge deutsche Komponist kreiert eine Musik, die in Sphären tritt, die wir nicht mehr kennen. Er schöpft wie als wäre noch nie etwas geschaffen worden, obwohl alle Elemente dazu vorhanden sind. Ganz verstreut warten diese nur darauf, in Minerale, Pflanzen oder Lebewesen eingeteilt zu werden. Sie warten auf eigene Worte unter dem Schein einer universellen Sprache, die sich über die Welt zwischen Himmel und Erde zieht, die auf dem Weg die Wolken bricht und die den Lebensfaden durch das Nadelöhr tobender Blitze schiebt, der jedem einzelnen erlaubt, das Vergangene und das Zukünftige selbst zu spinnen. Sanftheit und Gewalt, Chaos und Entstehung sind den Klängen dieser Musik inne, deren Stillstände der Schlüssel zu himmlischen Welten sind. Lautlose Töne treiben zwischen den Inseln der Unsichtbaren und Flüchtenden, die leise ihre neuen Wahrheiten flüstern, damit man sie beim Namen nennen kann. Ralf R. Ollertz ist, um es mit den sehr schönen Worten von Paul Klee zu sagen, ist dem Kern der Schöpfung etwas näher als man es für gewöhnlich kennt. Der Komponist verzaubert und spaltet die musikalische Materie, ohne dabei in das schwarze Loch der Abstraktion zu verfallen. Seine Klänge erklimmen immer wieder die Mauern eines Turms zu Babel, der einzig und allein der Sinnlichkeit gewidmet ist.
Eine Anekdote wird dies beweisen: Eine CD von Ralf R.Ollertz, dreht sich in unserem Abspielapparat. Die Katze des Hauses stoppt plötzlich auf ihrem Weg in den Garten. Still horcht sie zu, horcht als sehe sie das Stück mit dem Titel ''Unacrès'' vor Augen. Aufmerksam spitzt sie ihre Ohren. Die Katze ahnt, dass die Seele ihrer Artgenossen, als sie noch den Menschen gleich waren, aus diesem seltsamen Apparat strömt, dem sie sich nun vorsichtig nähert. Sie lauscht gespannt und saugt die Rhythmen, die Geräusche, die Ruhe und die Stürme, die aus den Lautsprechern rauschen, in sich auf. Mit einer Erhabenheit, die Katzen nur würdigen Dingen gebühren, berührt sie die Musik mit samtiger Pfote und senkt den Kopf. Als Ausdruck fŸr die Huldigung, die Kenntnis und die Zugehörigkeit zu diesem Unbewussten, das alle Kreaturen der Schöpfung in sich vereint... . Eine Anekdote? Nein, der allerschönste Gru§ eines lebendigen Körpers an einen anderen Körper, der genauso lebendig, aber von anderem Wesen ist. Darin liegt das Geheimnis von Ralf R.Ollertz.
(Luc Honorez, Chefkritiker und Redakteur von Le Soir Brüssel Belgien)